Mit dem Erwachen der Natur und dem nahenden Frühling wird unser Wild auch wieder aktiver und so ist es nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Wildunfälle im April stark ansteigen. Diesbezüglich muss berücksichtigt werden, dass sich das Verkehrsaufkommen verdreifacht hat und es heute bis zu fünfmal so viele Wildunfälle gibt, wie noch vor 40 Jahren. In Zahlen ausgedrückt sind das ca. 250.000 Unfälle gemeldete Unfälle mit Schalenwild, wobei davon auszugehen ist, dass die Dunkelziffer um ein vielfachen höher liegt.
Neben den Kollisionen mit Wild, bei denen die Tiere zu Tode kommen, gibt es zahlreiche angefahrene Rehe, Hirsche und Wildschweine, die sich qualvoll, manchmal über Monate hinweg, mit ihren Verletzungen dahin schleppen, bevor die kalte Jahreszeit dem Leiden ein Ende setzt. Auch zahlreiche kleine Tiere kommen zu schaden. So ist der Hase und das Kaninchen stark betroffen, dicht gefolgt von Füchsen, Mardern, Iltise, Wieseln und Vögel.
Eine genaue uns sehr gut ausgewählte Übersicht aller Todfunde findet man beim Tierfund-Kataster, einem Projekt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern des Deutschen Jagdverbandes. Dort werden aber nicht nur Daten ausgewertet sondern auch die Chance zum Mitmachen angeboten. Dazu ist eine kostenlose Registrierung notwendig. Anschließend kann ein Todfund dann direkt über eine App oder die Website gemeldet werden. Die App gibt es im App- bzw. Play-Store von Apple und Google.
Die Gefahr eines Wildunfalls steigt aber nicht pünktlich am 01. April sondern genau ab dem Zeitpunkt, wenn die Uhr von der Winter- auf die Sommerzeit umgestellt wird. Wild lernt natürlich, wann auf unseren Straßen weniger los ist und diese gefahrloser überquert werden können, aber dazu braucht es einige Tage und deswegen achtet bitte peinlichst genau auf Wild, wenn Ihr Morgens zwischen 06:00 und 08:00 Uhr zu Eurem Ziel unterwegs seit. In dieser Zeitspanne passieren die meisten Wildunfälle – nicht nur nach der Zeitumstellung.
Insbesondere Rehwild ist von den Unfällen sehr stark betroffen und stellen mit über 40 % die größte Gruppe aller Todfunde oder Verletzungen dar. Der Grund ist die erhöhte Aktivität in der Morgen- und Abenddämmerung. Natürlich sind alle Straßen, die durch einen Wald führen, mit besonderer Vorsicht zu durchfahren und ebenso ist es klar, dass nicht nur in den genannten Hauptzeiten Wildunfälle passieren können.
Wie kann man die Gefahr eines Wildunfalls reduzieren?
Auf Bundes- und Kreisstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften ereignen sich die meisten Kollisionen mit schweren Unfallfolgen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es sich um abwechslungsreiche Landschaften mit Feld, Wald, Wiesen, Weiden und Wasser handelt, denn dort fühlt sich unser Wild besonders wohl. Auf der Suche nach Äsung, einem Partner oder den Einständen werden sehr häufig Straßen überquert und wenn die Geschwindigkeit zu hoch ist, besteht kaum noch eine Chance, das Unglück abzuwenden. Somit gilt:
- An unübersichtlichen Wald- und Feldrändern sehr aufmerksam sein und die Geschwindigkeit erheblich reduzieren, auch wenn keine Geschwindigkeitsbeschränkung darauf hinweist. Bei Tempo 60 reduzierst Du so Deinen Bremsweg um mehr als 50 %! Ab Tempo 80 km/h wird es besonders gefährlich und erhöht die Verletzungsgefahr der Insassen um ein Vielfaches.
- Erkennst Du Wild im Wald oder am Straßenrand, direkt abblenden und kontrolliert abbremsen. Unser Wild kann die Geschwindigkeit von Fahrzeugen nicht gut einschätzen und grelles Licht macht sie zudem orientierungslos.
- Sehr aufmerksam und langsam weiterfahren, wenn Wild die Straße gequert hat, denn sehr häufig folgen Nachzügler ganz spontan.
- Besondere Vorsicht ist auch auf neu gebauten oder verlegten Straßenabschnitten notwendig, denn Wild braucht eine gewisse Zeit, um die Gefahr zu erkennen und an Artgenossen weiterzugeben.
Was tun, wenn es doch zur Wildberührung gekommen ist?
Grundsätzlich bitte ich Euch, selbst bei der kleinsten Berührung sofort anzuhalten. Denkt dabei natürlich als erstes an Eure eigene Sicherheit, legt eine Warnweste an und sichert die Unfallstelle ab. Wenn man sich nicht sicher ist, ob das Wild berührt wurde, empfehle ich das gleiche Vorgehen.
- Das Fahrzeug kontrolliert zum Stillstand bringen. Ruhe bewahren!
- Selbstsicherung und Sicherung der Unfallstelle
- Wenn notwendig, Versorgung verletzter und hilfloser Personen.
- Wenn notwendig, rufen Sie Rettung über den Notruf 112 herbei.
- Wenn es möglich ist, sollten tote Tiere direkt von der Fahrband entfernt werden. Vergesse dabei aber bitte nicht, Handschuhe zu tragen.
- Verletzte Tiere, die apathisch auf der Straße oder im Straßengraben liegen, auf keinen Fall anfassen. Am besten ist es, diese Tiere vor anderen Menschen abzuschirmen, denn bei Panik machen Sie wieder auf und entfernen sich, was häufig zu langen Nachsuchen führen kann und das Leiden der Tiere nur unnötig verlängert.
- Auf keinen Fall die Tiere anfassen und ins Auto laden, weil man sie medizinisch versorgen bzw. zu einem Arzt bringen möchte!!!
- Die genaue Bestimmung des Standortes ist sehr wichtig und bei geflüchtetem Wild möglichst die Stelle markieren, an der das Wild sich entfernt hat. Dazu kann ein Stock, ein Papiertaschentuch oder andere Gegenstände genutzt werden. Auf keinen Fall die Suche selbst durchführen!
- Anschließend Polizei und/oder Jäger informieren. Bitte beachte, dass es in vielen Bundesländern eine Meldepflicht gibt. Auch die Bescheinigung über einen Wildunfall von der Polizei ist für Versicherungen sinnvoll.
Am besten ist natürlich, wenn gar nichts passiert. Okay – das kann man nicht zu 100 % sicherstellen aber Du kannst sehr viel zur Sicherheit beitragen, wenn Du schon einmal an das Problem denkst und entsprechend Deine Geschwindigkeit reduzierst.
In diesem Sinne wünsche ich allen eine unfallfreie Fahrt und das Glück, niemals in eine solche Situation zu kommen.