Wer im nördlichen Rheinland-Pfalz (und natürlich auch in anderen Regionen), jagdlich unterwegs ist, weiß: Schwarzwild ist fester Bestandteil vieler Reviere. Gleichzeitig stehen wir Jägerinnen und Jäger in der Verantwortung, den Bestand zu regulieren – nicht zuletzt wegen der Schäden in der Landwirtschaft und dem drohenden Risiko der Afrikanischen Schweinepest. Eine durchdacht angelegte Kirrung ist dabei nicht nur hilfreich, sondern essenziell.
Was eine gute Kirrung ausmacht
Eine Kirrung dient nicht der Fütterung, sondern der Jagd – das ist wichtig zu betonen. Ziel ist es, Schwarzwild planbar ins Ansprechen zu bringen. Wichtig: Die Kirrung sollte stets tierschutzgerecht, gesetzeskonform und waidgerecht betrieben werden.
Standortwahl: Ruhig, windgünstig und deckungsreich. Idealerweise liegt die Kirrung so, dass ein sicherer Schuss aus dem Ansitz möglich ist, ohne das Wild zu beunruhigen. Ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass man die Schwarzkittel besser auf dem Weg zur Kirrung erlegen sollte, als an der Kirrung selbst. Das wird aber allgemein kontrovers diskutiert. Letztendlich muss das jeder so machen, wie es für die Situationen vor Ort am Sinnvollsten erscheint bzw. welche Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht wurden.
Pirschweg: Der Zugang zur Kirrung muss regelmäßig freigeschnitten und sauber gehalten werden. Geräusche durch hängende Äste oder Rascheln im Unterholz machen selbst erfahrenes Schwarzwild misstrauisch. Eine saubere Anfahrt oder ein leiser Pirschweg sind Gold wert. Oftmals wird ja gesagt, dass eine Kirrung nicht sooft bestückt werden sollte, weil dass das Wild stört. Ich habe eine andere Erfahrung gemacht – wenn man regelmäßig zur Kirrung geht, um bspw. Mais aufzufüllen, gewöhnt sich die Rotte daran. Ein in der Nähe stehender Malbaum, der mit Buchenholzteer bespritzt wird, hilft natürlich, dass das Schwarzwild sich wohl fühlt.
Am besten ist es, wenn die Kirrtröge oder Kirrtrommeln so in den Boden eingelassen werden, dass die Sauen dann breit zum Schuss stehen. Werden mehrere Plätze ausgebracht, so achtet darauf, dass die Sauen sich nicht gegenseitig verdecken oder im Wege stehen, so dass man keine sauberen Schüsse antragen kann.
DIY: Kirrtrog und Kirrtrommel selbst bauen – mit einem Baumstamm

Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich aus einem Stück Holz ein langlebiger, natürlicher Kirrplatz gestalten. Du brauchst:
Material:
- Baumstamm, ca. 1,20 m lang, Ø etwa 35 cm
- Motorsäge oder Forstsäge
- Holzart möglichst Eiche oder anderes Hartholz
Kirrtrog:
- Stamm im oberen Drittel längs halbieren. (Achtung auf das Zurückschlagen der Motorsäge)
- Die untere Hälfte mit der Motorsäge oder einem Stechbeitel länglich aushöhlen – etwa 8–10 cm tief. Ich bevorzuge einen V-Schnitt mit der Säge.
- An der Unterseite kleine Ablaufbohrungen setzen, damit Wasser ablaufen kann.
- Deckel aus dem oberen abgeschnittenen Brett aufsetzen – schützt vor Regen, Waschbären, anderen Tieren und Vögeln.
Kirrtrommel:
- Aus der anderen Stammhälfte ein etwa 40 cm langes Stück absägen.
- Quer mittig ein V-Loch mit ca. 4–5 cm Durchmesser schneiden.
- Es reicht, wenn eine Hand Mais hineinpasst.
- Mit Deckel verschließen.
So entsteht eine naturnahe Kirrung, die Wildschweine durch Bewegung und Geräusche interessiert und gleichzeitig sparsam dosiert.
Wie oft bestücken?
Im Raum Altenkirchen reicht es, die Kirrung alle 2 bis 3 Tage zu kontrollieren und neu zu bestücken – je nach Aktivität und Jahreszeit. Besonders in den Wintermonaten oder bei hoher Frequenz lohnt auch ein täglicher Kontrollgang. Wichtig: Immer kleine Mengen kirren! 200–300 g Mais reichen völlig – lieber öfter, dafür kleiner.

Rechtliche Hinweise
Die gesetzliche Grundlage für die Kirrung von Schwarzwild in Rheinland-Pfalz ist die Landesverordnung über die Fütterung und Kirrung von Schalenwild vom 4. August 2005. Diese Verordnung regelt die Bedingungen, unter denen Kirrungen zulässig sind. Siehe auch Jagdliche Regelungen in Rheinland-Pfalz
Gemäß § 3 dieser Verordnung dient die Kirrung ausschließlich dem Zweck, Wild anzulocken, um es zu erlegen. Für die Kirrung von Schwarzwild gelten dabei folgende Bedingungen:
- Anzahl der Kirrstellen: Im Jagdbezirk sind für die ersten angefangenen 150 Hektar Revierfläche nicht mehr als zwei Kirrstellen und je weitere angefangene 150 Hektar Revierfläche nicht mehr als eine zusätzliche Kirrstelle zulässig.
- Lage der Kirrstellen: Diese müssen innerhalb des Waldes oder waldähnlicher Strukturen liegen.
- Verwendete Kirrmittel: Es darf ausschließlich Getreide, einschließlich Mais, in unverarbeiteter Form ausgebracht werden.
- Menge des Kirrmittels: Pro Kirrstelle dürfen nicht mehr als 1 Liter Kirrmittel ausgebracht werden.
- Art der Ausbringung: Das Ausbringen des Kirrmittels muss von Hand erfolgen.
- Abdeckung des Kirrmittels: Das Kirrmittel ist in den Boden einzubringen oder mit bodenständigem Material so abzudecken, dass die Aufnahme durch anderes Schalenwild ausgeschlossen ist.
- Anzeige bei der Jagdbehörde: Die Lage der Kirrstellen muss von der jagdausübungsberechtigten Person (oder dem bestellten Jagdaufseher) durch Vorlage einer Karte im Maßstab 1 : 10.000 oder 1 : 25.000 der unteren Jagdbehörde angezeigt werden.
Diese Regelungen dienen dazu, eine tierschutzgerechte und waidgerechte Jagdausübung sicherzustellen und gleichzeitig den Bestand des Schwarzwildes effektiv zu regulieren. Weitere wichtige Gesetze rund um die Jagd findet ihr auch unter https://ljv-rlp.de/fachbereiche/jagdrecht/gesetze-und-verordnungen/.
Persönliches Fazit
Gerade bei uns im Revier ist es wichtig, nachhaltig und überlegt zu kirren. Wir haben durch die Nähe zum Leuscheider Wolfsrudel stark verändertes Verhalten von Schwarzwild. Alleine die Rottenstärken haben massiv zugenommen, was die Entnahme an einer Kirrung nicht einfacher macht. Aus diesem Grund, lieber die Kirrung großflächig anlegen, so dass genügen Platz für die Tiere besteht und sie bei einem Schuss sich nicht gegenseitig im Wege stehen. Wie sooft gilt auch hier; die Kombination aus bewährter Praxis und eigener Handarbeit schafft nicht nur Vertrauen in die Jagdtechnik, sondern bringt auch Nähe zur Natur – und das ist es doch, was unser Handwerk ausmacht.