Ich weiß, dass einige bei dieser Überschrift bereits Schnappatmung bekommen aber gegen wissenschaftlich belegte Fakten kann niemand etwas entgegnen. Die Trockenheit der letzten Jahre hat unseren Wäldern massiv zugesetzt und nicht zuletzt wegen der „Novellierung des Landesjagdgesetzes in RLP“ rückte das Thema Jagd und Hege in Verbindung mit einem vernünftigen Waldaufbau wieder in den Vordergrund.
Direkt sind dann auch kritische bis hin zu sehr beleidigende Stimmen zu hören, die der Jagd den aktiven Naturschutz absprechen wollen. Hier einmal ein paar Fakten zu dem Thema, in der Hoffnung, dass sie vielleicht zur Überprüfung herangezogen werden, bevor wieder einfach etwas ungeprüft geteilt oder sogar veröffentlicht wird.
Speziell der Deutsche Jagdverband (DJV) unterstützt die Jäger in Deutschland bei Ihren Aufgaben rund um die Förderung des frei lebenden Wildes im Rahmen des Jagdrechts sowie des Natur-, Landschafts-, Umwelt- und Tierschutzes. Siehe auch die Broschüre des DJV „Wissenswertes zur Jagd in Deutschland„.
Sehr oft werden wir Jäger mit Aussagen konfrontiert: „Ihr wollt ja nur Tiere abschießen“ oder „Das Wohl der Tiere interessiert Euch doch gar nicht“. Das ist schlichtweg falsch! Wie immer, mag es auch in unsere Reihen Menschen geben, auf die solche Vorwürfe zutreffen und ebenso sicher lässt uns Jäger auch dieser aktuelle Vorfall, bei dem Damwild aus einem Gehege illegalerweise freigelassen und dann mit Jagdgästen beschossen wurde, nicht im besten Licht dastehen. Mit nichts ist ein solches Verhalten zu entschuldigen und das möchte ich auch nicht! Jedoch ist es genauso falsch, nun alle über einen Kamm zu scheren.
Alle Jäger wissen, wie wichtig der Arten- und Naturschutz für unsere Umwelt und unsere Ökosysteme ist und dass die Wildhege nur durch eine gesteuerte und nachhaltige Jagd betrieben werden kann. Das hat bereits die Weltnaturschutzunion (IUCN) vor vielen Jahren erkannt und die Jagd – insbesondere, wie sie in Deutschland betrieben wird – als eine Form des Naturschutzes offiziell anerkannt.
Wer sich häufig in der Natur aufhält, beobachtet den Wandel, den unsere Tier- und Pflanzenwelt durchmacht, nahezu jeden Tag. Mit unzähligen Maßnahmen übernehmen die Jägerinnen und Jäger in ihren Revieren die Aufgabe, Lebensräume zu prüfen, zu schützen, zu errichten oder zu erhalten. In diesem Umfang gibt es keine andere Organisation, die mit solch einer Power und mit solch einem Engagement an diese schwierige Aufgabe herangeht.
So schaffen Jäger natürliche Rückzugsräume. Es werden Feldholzinseln angelegt, die im weiteren Verlauf zu Sträuchern, Bäumen und Hecken gestaltet werden.
Auch die Anlage von Streuobstwiesen wird zu einem großen Teil von ortsansässigen Jägerinnen und Jägern durchgeführt oder angestoßen. Der DJV verweist darauf, dass alleine durch diese Maßnahmen mehr als 3.000 verschiedene Tierarten erhalten bleiben. Es handelt sich dabei um eine Fläche von rund 1.400 Hektar, die alleine durch die Jägerschaft in Deutschland bearbeitet und instandgehalten wird.
Etwa 3.600 Hecken mit einer Fläche von 820 Hektar werden von Jägern jährlich angelegt und gepflegt, was eine gesamte Länge von ca. 6000 km entspricht (Funfact: das ist fast so lang, wie die chinesische Mauer).
Alle Tierarten benötigen zum Überleben ihre ganz eigene Nahrungsquelle. Für Vögel sind Insekten unerlässlich, für das Reh zartes Grüngewächs und für unsere Räuber natürlich auch andere Tierarten wie Frösche, Kröten bis hin zum Schalenwild. Jägerinnen und Jäger schaffen Lebensraum durch die Anlage von Teichflächen und Feuchtbiotopen. Es ist oft zu beobachten, dass gefährdte Arten wie der Eisvogel oder der Zwergtaucher dort wieder heimisch werden. Durch die Anlage solcher heimischen Biotope wird Leben für eine Vielzahl von Tierarten erst ermöglicht – auch für diese, die nicht bejagdbar sind oder die man nicht bejagen möchte.
Eine wichtige Aufgabe der Wildhege ist die Anlage von Ruhezonen und aus diesem Grund legt die Jägerschaft Äsungs- und Deckungsflächen an. Dort werden unterschiedlichste Pflanzen angesiedelt, so dass sie als Wildäcker für viele Arten dienen. Der Feldhase ist zum Beispiel in unserem Revier, durch Krankheit und Umweltbedingungen, fast nahezu ausgestorben gewesen. Durch eine mehrjährige, freiwillige Jagdruhe und der Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen können wir uns aktuell über einen gesunden und hohen Hasenbesatz freuen. Nebenbei sind solche Wildäcker auch ein wahres Schlaraffenland für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. In Deutschland werden zur Zeit rund 20.000 neue Wildäsungsflächen pro Jahr von Jägern angelegt; das entspricht einer Fläche von 35.000 Hektar und ist somit viermal so groß, als der Nationalpark „Sächsische Schweiz“!!!
Mit etwa 270.000 Nistkästen, die durch Jäger aufgehangen wurden – ich selbst habe ebenfalls solche Kästen in der Nutzung und es werden noch weitere dazukommen – wird das Überleben von ungefähr 800.000 Jungvögeln gesichert! Eine solche Zahl muss man sich wirklich mal verdeutlichen!
Hinzu kommen zahlreiche andere Projekte, wie Wald-, Feld- und Flursäuberungen, pädagogische Maßnahmen wie „Lernort Natur“ – im Übrigen durchgeführt mit etwa 127.000 Ehrenamtsstunden durch pädagogisch geschulte Jägerinnen und Jägern – oder auch die nahezu im Verborgenen stattfindende Fallwildentsorgung bis hin zur Rehkitzrettung!
In Deutschland leben und wirken etwa 350.000 Jägerinnen und Jäger als aktive Naturschützer und helfen so, unsere Flora und Fauna auszubauen, zu erhalten oder neu zu gestalten.
- Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen
- Unzähliche Arten- und Naturschutzprojekte
- Wissenschaftliche Erfassung von Tierarten und Übermittlung von Werten an Forschungsgruppen
- Förderung von frei lebenden Tieren und Schutz sowie Erhaltung unserer Tierwelt
- Beseitigung von verunfalltem Wild
- Umsetzung von Maßnahmen zur Vermeidung von Wildunfällen
- Seuchenbekämpfung zur Verhinderung z.B. der Tollwut, Schweinepest oder Vogelgrippe
- Beschaffung und Bereitstellung eines der besten und hochwertigsten Lebensmittel
Diese Beispiele könnten noch durch zahlreiche weitere örtliche und regionale Projekte erweitert werden aber ich denke, es wird deutlich, dass die Wildhege in den meisten Fällen den zeitlich höheren Aufwand als die eigentliche Jagd einnimmt. Jäger sind Naturschützer und das mit Leib und Seele!
Für Interessierte: Hier finden sich noch weitere spannende Projekte die durch den LJV umgesetzt oder unterstützt werden: https://ljv-rlp.de/fachbereiche/natur-und-artenschutz/initiativen/
(mr)
„Die Jagd ist Naturschutz“ ist ein guter und lobenswerter Beitrag für die Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft. Leider findent man meiner Meinung wenige dieser Beiträge in der Presse.
Vielen Dank für den netten Kommentar. Der DJV veröffentlicht ja schon seit Jahren Broschüren und Flyer zu dem Thema. Ebenso werden in regelmäßigen Abständen auch in digitalen Kanälen solche Informationen veröffentlicht. Ich gebe Ihnen aber Recht, dass auch auf regionaler Ebene eine viel größere Präsenz solcher Aktionen notwendig ist. Jede Kreisgruppe, jeder Hegering und auch jede einzelne Jägerin und jeder einzelne Jäger kann solche Projekte und Durchführungen digital oder auch „klassisch“ in den regionalen Medien (zumindest versuchen, diese) veröffentlichen.