Wie einigen vielleicht aufgefallen ist, gab es seit Februar diesen Jahres keine weiteren Blogeinträge mehr. Das lag nicht daran, dass ich mein Interesse verloren habe sondern ist eher der sehr aufregenden und spannenden Zeit zwischen meiner schon fast täglichen Arbeit im Revier und der Prüfung, auf die alle sehnsüchtig warten, geschuldet.
Ich persönlich habe ungeheuer großes Glück, dass mich der Pächter unseres Reviers bereits als „vollwertiges“ Mitglied betrachtet. Ich werde um meine Meinung gefragt und eingebunden. Ich kann ansitzen, wann und wo ich will und im Grunde fühle ich mich auch schon fast als vollwertiger Jäger mit der Ausnahme, dass meine Waffen noch im Schrank bleiben! Immerhin ist das ein sehr schönes Gefühl und ich bin meinem Pächter unendlich dankbar!
Aber … seit Februar stand relativ viel Arbeit im Revier an. So mussten Hochsitze repariert, umgestellt oder ganz neu gebaut und aufgestellt werden. Forst- und Mäharbeiten waren notwendig und Pirschwege mussten gesäubert werden. Das alles selbstverständlich coronakonform und entweder alleine oder zumindest mit Abstand! Das war sehr mühsam aber auch lehrreich!
Nun habt ihr sicher Recht, dass ich auch genau darüber hätte berichten können … ja, hätte ich; wenn ich dazu noch die Zeit gefunden hätte! Es war wirklich soviel Neues zu lernen und eine solche Fülle neuer Erlebnisse, dass ich meinen Blog schlicht vergessen habe. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir das! Hinzu kam die Ungewissheit, wann denn endlich unsere Prüfung stattfinden wird. Ursprünglich auf Anfang Mai terminiert, liegt uns bislang immer noch kein Termin vor. Der einzige Lichtblick ist die Information, dass unser Schießstand ab 16.06.2021 wieder öffnet und wir in unserer Gruppe wieder unser Schießtraining aufnehmen können. Es geht also (hoffentlich) wieder los. Inoffiziell heißt es nun, dass unsere Prüfung im September abgehalten werden soll – so Gott will!
Die lange Zeit des „Wartens“ hat natürlich den Vorteil, dass man mehr Zeit zum Lernen hat und ich persönlich nutze das auch. Jeden Morgen lerne ich 1 – 1,5 h, bevor ich zur Arbeit fahre (außer am Wochenende) und inzwischen arbeite ich den Stoff das 2. oder sogar das 3. mal durch. Somit festigt sich das aber ich höre natürlich auch frustrierte Stimmen in meinem Umfeld, die einfach keine Energie mehr finden, sich wieder und wieder den Stoff „in die Birne zu kloppen“. Es zermürbt, wenn man nicht weiß, wann und wie es weitergeht, man kein Revier hat und nicht weiß, an wen man sich wenden soll. Hinzu kommt die rechtliche Unsicherheit! Zwar hat RLP ganz klar gesagt, dass die Jagd systemrelevant sei und auch in Zeiten der Ausgangssperre durchgeführt werden darf aber wie verhält sich das mit einem Jagdscheinanwärter? Wir lösen die Probleme so, dass ich z.B. bei einem Nachtansitz einem Jagdkollegen als „Bergehelfer“ unterstütze. Das ist ziemlich unproblematisch, da wir Nachts nur Sauen jagen und man alleine nun mal nicht so einfach ein solches Tier aus jedem Gelände bergen kann. Aber was ist denn mit einem eigenen Nachtansitz? Das ist nicht geklärt und vermutlich auch nicht gestattet. Durch die Bergehilfe habe ich dann aber auch die Möglichkeit erhalten, eine große Anzahl Wild zu zerwirken und das war (und ist) sehr lehrreich. Inzwischen geht das wie im Schlaf und meine Arbeit wird immer besser. So nutzte ich unzählige Ansprechübungen, kommentierte und diskutierte diese und ich habe schon Stunden um Stunden in Gedanken den ersten Schuss durchgespielt. Wildbrethygiene gehört genauso zu meinen Tätigkeiten wie das Aufbrechen, Zerwirken und die Herstellung von Trophäen. Also – alles in allem ein sehr lehrreiches halbes Jahr!
Da im Raum Altenkirchen die Inzidenzzahlen kontinuierlich nach unten gehen und auch stabil im 20er Bereich bleiben, erfolgen nun sukzessive die lang ersehnten Lockerungen und so bin ich guter Dinge, dass es wieder vorangeht. Ich wünsche mir den persönlichen Kontakt zu den Hegeringen, ich möchte auf eine Jagdmesse und ich möchte endlich – bitte, bitte – meine Prüfung ablegen dürfen!
Also – an alle, die nicht das Glück haben, wie ich in einem Revier jede Menge praktische Erfahrungen zu sammeln, verzagt nicht! Geht einfach selbst raus und schaut Euch die Natur an! Man braucht nicht einen Hochsitz, um die Natur genießen zu können und solange man dem Wild nicht nachstellt, wird sich auch niemand darüber beschweren, wenn man Vögel beobachtet, Feldhasen oder Rehwild anspricht – auch das ist unendlich lehrreich, wenn man die Zeit hat, sich intensiv damit zu beschäftigen!