Jagdausbildung mit Hund

Jagdausbildung mit Hund

Die Anschaffung eines Hundes will wohl überlegt sein und sollte niemals aus einer Laune heraus entstehen; das versteht sich von selbst. Die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema muss aber um einiges intensiver betrachtet werden, wenn man vorhat, einen Jagdhund in die Familie aufzunehmen und plant, ihn auch jagdlich zu nutzen.

Eine von vielen Grundsatzfragen ist die Hunderasse, die letztendlich nur dann sinnvoll gewählt werden kann, wenn er für den später geplanten Einsatz im Revier geeignet ist. So ist beispielsweise die Anschaffung eines Labrador- oder Golden-Retrievers oftmals von fröhlicher Zustimmung der Familienmitglieder begleitet, jedoch nicht die beste Wahl, wenn weit und breit kein Federwild und keine Gewässer zu finden sind.

Natürlich lassen sich einige Hunderassen auch zu anderen Zwecken ausbilden. So hat mein Mentor einen Kurzhaarteckel, den er aber nicht als Erdhund sondern als Schweißhund ausbildet. „Niemals würde ich meinen Hund unter die Erde schicken, das halten meine Nerven nicht aus!“, höre ich ihn sagen. Je nach Veranlagung ist die Ausbildung als Schweißhund auch für einen Teckel möglich, jedoch eben nicht sicher und das muss man sich beim Kauf eines Welpen klar machen. Was passiert mit ihm, wenn er die Prüfungen nicht schafft? Wozu kann ich ihn dann trotzdem jagdlich nutzen?

Nachdem man sich darüber klar geworden ist, dass man einen treuen, jagdlichen Begleiter führen möchte und die Frage der Hunderasse thematisiert wurde, stellt sich die Frage nach dem „richtigen“ Zeitpunkt. Für bestehende Jäger ist das im Grunde kein Problem und muss persönlich beantwortet werden. Für angehende Jungjäger lässt sich die Frage nicht so leicht beantworten.

Da ist zum einen der Umstand, dass man mitten in der Ausbildung steckt, die einem zeitlich sehr viel abverlangt. Zum anderen stellt sich aber auch die Frage, ob man überhaupt schon geeignet ist, einen Jagdhund auszubilden? Und last but not least, müssen wir uns in Deutschland auch mal wieder mit der Rechtssprechung auskennen! Aber der Reihe nach.

Der erste Punkt ist einfach aber sehr wichtig. Sobald Sie sich gleichermaßen in der Lage fühlen, genügend Zeit für den Welpen und die Jagdausbildung aufbringen zu können und der neue Begleiter Gelegenheit bekommt, eine tiefe und innige Bindung zu ihnen aufzubauen, kann man sich mit Punkt Zwei beschäftigen! Denn der zeitliche Aufwand ist absolut nicht zu unterschätzen! So müssen Sie möglichst von Morgens bis Abends mit ihrem neuen Freund zusammen sein und neben dem obligatorischen Gassigehen gehören nahezu tägliche Übungen und Herausforderungen fortan zum Tagesablauf. Wenn dann noch genügend Luft bleibt, die jagdlich relevanten Prüfungsthemen weiter ausreichend zu bearbeiten, währe dieser Aspekt hinreichend beleuchtet.

Der zweite Punkt ist etwas umfangreicher. Natürlich sollte man über ein bestimmtes Wissen zur Ausbildung von Jagdhunden verfügen und damit ist sicherlich die Anschaffung eines jungen Jagdhundwelpen zum Start der Jagdausbildung nicht sinnvoll. Sobald man aber die Inhalte bereits gelernt hat und vielleicht auch kurz vor der Prüfung steht, sieht die Situation schon wieder anders aus. Natürlich ist es notwendig, dass man in der Lage ist, sich selbst und seine Leistungen so neutral wie möglich zu betrachten und zu reflektieren. Fühlt man sich selbst fachlich dazu in der Lage? Kann man den Zeitaufwand aufbringen? Möchte man sein Leben verändern? Diese Fragen muss man sich ehrlich beantworten! Nicht zuletzt reichen nach meiner Erfahrung die vermittelten Inhalte in der einschlägigen Fachliteratur zur Jagdausbildung nicht aus, einen Jagdhund auszubilden. Hier ist die Anschaffung weiterführender Literatur notwendig und die zeitliche Flexibilität, den Inhalt auch zu erlernen und anwenden zu können. Ein Vorteil der Mentorenausbildung ist, dass sie normalerweise einige Menschen kennengelernt haben sollten, die sie dabei unterstützen können. In meinem Fall ist es mein Ausbilder selbst aber auch eine weitere Koryphäe für Jagdhunde, bei denen ich einen Praxislehrgang für Fallenkunde und Jagdhunde belegen durfte. Mit solch einer Unterstützung steht das ganze Vorhaben schon einmal auf stabileren Beinen, als bei so manchem privaten Hundekauf.

Der dritte und letzte Punkt ist im ersten Moment vielleicht „lästig“ oder hinterlässt Kopfschütteln ist deswegen nicht minder wichtig. Zum einen sollte man sich mit dem Tierschutzgesetz (TierSchG) auseinandersetzen, denn es gilt verschiedene Vorschriften einzuhalten, die wir als angehende Jäger bereits gelernt haben sollten. U.a. sind das folgende Inhalte:

  • § 3, Ziff. 7
    Es ist verboten, ein Tier an einem anderen lebenden Tier auf Schärfe abzurichten oder zu prüfen.
  • § 3, Ziff. 8
    Es ist verboten, ein Tier auf ein anderes Tier zu hetzen, soweit dies nicht die Grundsätze waidgerechter Jagdausübung erfordern.
  • § 18, Ziff. 4
    Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig einem Verbot nach § 3 zuwiderhandelt.

Neben den aufgezählten Inhalten sind die allgemeinen Inhalte zur Tierschutz-Hundeverordnung wie § 2, 4, 5, 6 und 8 zu beachten.

Das Bundesjagdgesetz (BJagdG) beschreibt weiterführend wichtige Vorschriften. So sollten § 1, 19 und 22 nicht unbekannt sein, obwohl es dazu ohne gültigen Jagdschein gar nicht kommen dürfte. Genau dieser Punkt bringt mich dann zum letzten Aspekt!

Im BJagdG § 15 (1) ist festgelegt: „Wer die Jagd ausübt, muss einen auf seinen Namen lautenden Jagdschein mit sich führen und diesen auf Verlangen den Polizeibeamten sowie den Jagdschutzberechtigten vorzeigen.“

Das bedeutet, dass verschiedene Ausbildungsarten gegen diesen Paragraphen verstoßen, wenn sie von jemandem durchgeführt werden, der noch keinen Jagdschein besitzt. Daran muss man denken!

Somit spricht für mich, wenn der Zeitpunkt im Abstand zur Jagdprüfung geschickt gewählt wird, aus meiner Sicht und unter Beachtung all dieser Informationen, nichts dagegen, sich den treuen Jagdbegleiter bereits vor Ablage der Jägerprüfung zuzulegen.

Wie schon geschrieben, muss die Anschaffung eines Hundes und insbesondere eines Jagdhundes wohl überlegt sein, kann aber unter bestimmten Voraussetzungen durchaus sinnvoll und fördernd sein. Diese Voraussetzungen wollte ich ein wenig beleuchten und hoffe damit, dem ein oder anderen Mut gemacht zu haben, auch hier den „nächsten“ Schritt in zu einem vollständigen Jäger gegeben zu haben. Ich freue mich auf alle eure Fragen und verweise noch einmal darauf, dass die Suche nach einem fachlich versierten Kontakt vor Ort Voraussetzung ist, bevor man sich mit allem weiteren auseinandersetzt.

(mr)

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