Am 27. Oktober 2021 war es endlich soweit! Nach drei harten Prüfungswochen und 1,5 Jahren Ausbildung, traten wir endlich zur Verleihung des Jagdzeugnisses und des Jägerbriefes im Kreis Altenkirchen zusammen, um uns feiern und beglückwünschen zu lassen.
Von ursprünglich 39 Auszubildenden konnten immerhin 25 Absolventen Ihren Jägerbrief entgegen nehmen und dürfen sich fortan Jungjäger nennen. Die Verleihung fand in einem offiziellen Rahmen mit politischer Prominenz, dem gesamten Prüfungsausschuss sowie vielen Freunden und Bekannten statt. Die Erleichterung war bei allen unglaublich, denn nicht zuletzt die Corona-Pandemie hatte viele Pläne zunichte gemacht und den Werdegang zum Jäger erschwert, als auch die Prüfung selbst war definitiv kein „Zuckerschlecken“!
Nun möchte ich ja gerne dazu animieren, ebenfalls die Ausbildung zum Jagdschein anzustreben und keinen abschrecken; andererseits möchte ich auch klar stellen, dass es eben kein Vorhaben ist, dass man nebenbei und zwischendurch machen kann – auch wenn so manche Kompaktausbildungen und Jagdschulen den Eindruck erwecken.
Der Weg zum Jungjäger ist wahrlich nicht einfach gewesen und hatte ich bei Beginn noch gelächelt, als Freunde sagten, sie hätten dafür mehr gelernt, als für die Berufsausbildung oder sogar das Studium, muss ich das inzwischen bestätigen! Zwar kann eine 1,5 Jahre dauernde Ausbildung nicht den gleichen Stellenwert als ein Studium aufweisen, jedoch ist die schiere Menge an (notwendigen) Informationen tatsächlich in der Kürze der Zeit mehr, als ich mir während meiner Studienzeit in den Schädel zwingen musste. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass dieses theoretische Wissen schlussendlich auch noch in die Tat umgesetzt werden muss und hier steht man vor weiteren großen Herausforderungen!
Nun ist es aber endlich soweit, ich halte meinen Jagd- und meinen Begehungsschein in den Händen und kann es immer noch nicht ganz glauben! Nicht nur die bestandene Jägerprüfung sondern auch das große Glück, dass ich den Begehungsschein für ein Revier erhalten habe, in dem ich obendrein zuhause bin, erfüllt mich selbst nach ein paar Wochen immer noch mit Stolz und großer Freude. Schnell wurde klar, dass die Vorteile aber auch eine große Verantwortung mit sich bringen. Da Jagd immer einhergeht mit der Hege, hat man als Jäger, der in seinem Revier lebt, auch eine größere Verpflichtung und Aufgabe, als Jagdgäste, die ab und an an einem Wochenende zur Jagd fahren. Aber genau das wollte ich ja auch und im Moment habe ich das Gefühl, meine Passion gefunden zu haben. Obwohl das Wetter jetzt nicht ganz soviel zulässt, wie ich mir wünschen würde, geht man plötzlich ganz anders durch das Gebiet seines Wohnortes, so als ob man die Aufgabe und Verantwortung schlicht auf den Schultern spürt; irgendwie auch ein wenig mit großer Ehrfurcht vor der Natur und allem Leben in den Wäldern und Fluren!
Aber ich möchte ja über die Prüfung und nicht meine Gefühle schreiben, somit zurück zum Ablauf. Im Grunde erst kurz vor der Prüfung hatten wir durch die amtlichen Benachrichtigungen auch Gewissheit, dass unsere Prüfung stattfinden würde. Es startete in der ersten Woche an mehreren Tagen mit der Schießprüfung. Auf dem Programm standen der Büchsenschuss auf 100 Meter stehend und sitzend angestrichen sowie der „laufende Keiler“ auf 60 Meter. Zusätzlich wird in Altenkirchen die Treffsicherheit beim Schrotschießen auf den „Rollhasen“ geprüft. Dabei hat man 10 Schuss und muss mindestens fünf davon treffen, was sich durchaus einfacher anhört, als es ist. Ein großes Lob muss ich allen Prüfern des Kreises Altenkirchen aussprechen, denn das Verhalten der Damen und Herren war vorbildlich, beruhigend und aufbauend, wenn es mal nicht so klappte, wie man sich das vorgestellt hatte! Leider konnten nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Schießprüfung im ersten Anlauf schaffen aber direkt am darauffolgenden Wochenende noch einmal nachschießen. Allerdings wird der Druck, der auf den Prüflingen lastete, an diesem zweiten Termin noch um einiges höher gewesen sein, denn fällt man durch, wird man bis zur nächsten Jägerprüfung im anderen Jahr warten müssen, um das Vorhaben noch einmal anzugehen. Außerdem ist die Schießprüfung eine Ausschlussprüfung; besteht man sie nicht, braucht man auch den schriftlichen und praktischen Teil nicht mehr zu absolvieren!
In der darauffolgenden Woche stand dann die theoretische Prüfung an. Vor dieser Prüfung hatte ich die wenigsten Sorgen und so startete man im Kreisständehaus in Altenkirchen um 14:00 Uhr mit der Beantwortung der Fragebögen mit insgesamt 4 Stunden Bearbeitungszeit. Allerdings brauchen diese Zeitspanne die meisten Anwärter nicht und auch bei mir zahlte sich aus, dass ich mit diversen Apps wie bspw. Büffeln.de und auch dem Online-Angebot von Heintges nahezu jeden Tag der Ausbildung mich auf diese Theorieprüfung vorbereitet hatte. Hier ging ich straight durch und so fuhr schon nach kurzer Zeit entspannt nach Hause.
In der dritten und letzten Prüfungswoche stand dann die gefürchtete mündliche und praktische Prüfung an. Vor dieser Prüfung hatte ich den meisten Respekt und war entsprechend nervös, als ich dann morgens um 08:00 Uhr von der ersten Prüfergruppe in den Prüfungsraum gerufen wurde. Auch hier muss ich wieder sagen, dass die Prüfer sich wirklich sehr beruhigend verhalten und einem nicht das Gefühl vermittelt haben, dass man nichts weiß! Vorbildlich! Bei meinem ersten Durchgang ging es um Wildbrethygiene, Tier- und Naturschutz, alle rechtlichen Fragen sowie die Unfall- und Schadensbehandlung im Allgemeinen.
Im zweiten Teil der mündlich/praktischen Prüfung stand dann für mich die Waffenhandhabung auf dem Programm. Hier gab es auch kein Pardon – eine falsche Handhabung, eine ungewollte Schussauslösung etc. und man darf seine Sachen packen! Bei der Handhabung werden natürlich keine scharfen Patronen verwendet. Die Fragen zu diesem Thema waren sehr umfangreich und betreffen in erster Linie das gesamte Spektrum der Sicherheit und der korrekten Handhabung von Lang- und Kurzwaffen sowie die dazugehörigen Munitionsarten.
Der dritte Teil ging dann weiter mit der Wildhege und allen Teilbereichen, die zu diesem Gebiet genannt werden müssen als auch mit dem Jagdhundewesen sowie der Fallenjagd. Mein letzter Abschnitt endete dann mit dem umfangreichen Gebiet der Wildbiologie von Hoch- und Niederwild in Deutschland, wobei die Prüfer sich weitgehend auf die Wildarten beschränkten, die es bei uns in Rheinland-Pfalz gibt.
Nach sage und schreibe 4 Stunden war die Prüfung dann endlich zu Ende und nun hieß es warten. Warten auf das Ergebnis und warten darauf, dass man endlich wieder ein weniger ruhiger werden würde. Ein paar Kandidaten machten es hier noch spannend und wurden zu einem Nachgespräch hereingerufen, was die Nervosität allen anderen wieder in die Höhe schnellen ließ! Leider schafften es hier nicht alle Anwärter und so kurz vor dem ersehnten Ziel noch ausscheiden zu müssen, ist nicht einfach zu verkraften.
Für uns anderen kam dann endlich die ersehnte Nachricht – BESTANDEN! Die Erleichterung kann ich nicht wirklich beschreiben und selbst jetzt noch, kann ich die Anspannung spüren, die in diesem Moment aus meinem Körper floß! Unwirklich, Fassungslos und mit einer tiefen Freude erfüllt, hatte man es endlich geschafft.
Am Tage der feierlichen Überreichung des Jägerbriefes durch unseren Landrat und anderen honorigen Personen erfuhr ich dann völlig überraschend, dass ich die Prüfung als Prüfungsbester mit der Note 1,16 bestanden hatte! Dass ich dabei aus allen Wolken fiel, brauche ich sicherlich nicht begründen aber es machte mir auch deutlich, dass man, trotz aller widrigen Umstände und Verschiebungen durch die Pandemie, mit Fleiß und Beständigkeit sein Ziel erreichen kann.
Ich kann allen nur raten, die ebenfalls Interesse an der Ausbildung zu Jäger haben, sich nicht von der Prüfung abschrecken zu lassen. Man muss sehr viel lernen und auch sehr viel Zeit investieren aber es lohnt sich! Das Wissen über die Natur und unser Wild ist so bereichernd, dass es zumindest mein Leben nachhaltig verändert hat.