Feldhasen im Frühjahr – Frohe Ostern!

Feldhasen im Frühjahr – Frohe Ostern!

Auf Deutschlands Feldern und Wiesen leben durchschnittlich 16 Feldhasen pro Quadratkilometer. Der Wert für das Frühjahr 2021 ist einer der besten seit Beginn der bundesweiten Zählungen vor 20 Jahren. Seit 2017 steigen die Hasenzahlen nach einem zwischenzeitlichen Tiefstand kontinuierlich an.

Deutscher Jagdverband, 08. April 2022

Wie kommt es also, dass manche Zeitschriften oder Online-Magazine von einem Rückgang der Hasenpopulation sprechen? Offenbar nehmen es einige Journalisten nicht ganz so genau oder wollen einfach mit einer negativen Schlagzeile mehr Reichweite generieren – ich weiß es nicht?! Fakt ist, die Nettozuwachsrate hat sich verschlechtert. Das geschieht aber bereits seit mehreren Jahren. So lag der Nettozuwachs 2020 noch bei ca. 25%, 2021 schon bei etwa 20% und dieser Wert ist 2022 erneut gesunken!

Das ist aber noch kein Grund zur Besorgnis und insbesondere zu diesem Jahr hin auch leicht zu erklären. Das Jahr 2021 hatte den kältesten April seit 40 Jahren und im Juli und August folgten extremer Dauerregen. Das ist für den Feldhasen sehr schlecht, denn den im Frühjahr gesetzten Jungtieren setzten nasskalte Witterung auf lange Sicht übel zu. Wenn die Junghasen nicht schon früh an Unterkühlung sterben, dann werden sie durch die Dauernässe und zu kalte Temperaturen anfälliger für Krankheiten und wesentlich schwächer, was sie zur leichten Beute für Raubwild werden lässt.

Dennoch ist der Feldhasenbestand einer der besten seit ca. 20 Jahren und darauf sollten wir hinweisen. Die Jägerinnen und Jäger haben dazu einiges beigetragen. Obwohl der Feldhase im Jagdrecht steht und auch bejagt werden kann, halten sich die meisten Jäger mit der Bejagung zurück. Ich selbst habe auch noch keinen Hasen geschossen und werde das auch nicht, solange es keine Notwendigkeit dafür gibt.

Die Rammelzeit

Im Januar/Februar eines jeden Jahres beginnt die Rammelzeit und 42 Tage nach der Paarung bringt die Häsin in der Regel zwei bis drei Junge zur Welt. Da zu dieser Jahreszeit Frost und kalte Temperaturen keine Seltenheit sind, ist es überlebensnotwendig, dass die Häsin die Jungtiere säugt. Allerdings verteilt sie jeden Junghasen einzeln in kleine Kuhlen – den sogenannten Sassen – um die Gefahr der Tötung aller Tiere durch Fressfeinde zu vermindern. Jedes einzelne Jungtier ist so in seiner Sasse der Witterung vollständig ausgesetzt, denn die Häsin kommt nur kurz vorbei, um den Jungen die notwendige Milch zu geben; dann lässt sie sie wieder alleine. In regenreichen Perioden mit naßkalter Witterung ist die Sterblichkeitsrate somit sehr hoch.

Die Rammler müssen die Häsin besiegen, bevor sie zur Paarung bereit ist.

Doch dagegen hat Mutter Natur wieder eine Strategie entwickelt – die Superfötation. Das bedeutet, dass die Häsin bereits wieder schwanger werden kann, während sie noch trächtig ist, oder fachlich besser; Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien befinden sich zeitgleich in der Gebärmutter. Somit können die Hasen eines Wurfes tatsächlich unterschiedliche Väter haben. Im Schnitt setzt der Feldhase so dreimal im Jahr seine Jungen.

Der erste Höhepunkt der Rammelzeit ist aktuell vor Ostern. Lässt sich die Sonne schon blicken und ist es trocken, so kann man mit etwas Glück die Kämpfe zwischen Häsin und Rammler auf den Feldern, Weiden und Wiesen beobachten. Dabei ist der Rammler nicht zimperlich, denn die Häsin wählt sich nur den stärksten Hasen zum Liebhaber, der sie im Kampf besiegt hat. Dabei wird die Häsin vom Rammler gehetzt und es folgen mehrere Boxkämpfe, bevor es zur Befruchtung kommt.

Hohe Sterblichkeitsrate

Wie schon geschrieben, ist die Sterblichkeitsrate beim Feldhasen sehr hoch und nur die wenigsten Junghasen erleben den ersten Winter. Neben der schon angesprochenen naßkalten Witterung und der Bedrohung durch Fressfeinde setzt aber vor allem unsere Kulturlandschaft diesem wunderbaren Tier stark zu. Hauptfaktoren sind immer noch die Intensivierung der Landwirtschaft, der Straßenverkehr, die Flur- und Feldbereinigung und der Wegfall von natürlichen Rettungsinseln, wie Remisen oder einfach nur Hecken, unter die Hasen beim Angriff von Beutegreifern flüchten können.

Falsch verstandene Tierliebe

Leider trägt der Mensch auch ganz unmittelbar zur Bestandsverminderung bei, indem er „kleine Hasenbabys“, die alleine, durchnässt und zitternd in der Sasse kauern, einfach vom Boden aufnimmt und mitnimmt. In den meisten Fällen ist dass das Todesurteil für die Kleinen. Selbst wenn man ein Jungtier nur berührt, wird es von der Mutter meist nicht mehr angenommen und stirbt. Also – bitte lasst die Finger von kleinen Hasenjungen, auch wenn es schwer ist. Es ist völlig normal, wenn diese kleinen Tiere alleine in einer Kuhle liegen. Die Mutter hat ihre Kinder NICHT verlassen und kommt regelmäßig zum Säugen vorbei.

Im Übrigen – der Feldhase hat eine braue Iris und dunkle Pupillen, während das Kaninchen dunkle, fast schwarze Knopfaugen hat

In diesem Sinne wünsche ich ein frohes Osterfest, viel Anblick, eine sichere Kugel und Waidmannsheil!

(mr)

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