Mit dem Hund ins Saugatter

Mit dem Hund ins Saugatter

Nicht alle Hunde sind gleichermaßen für die Saujagd geschaffen, ebenso, wie nicht jede Jägerin oder Jäger seinen Hund auf Sauen schicken möchte. Dennoch, nach meiner Auffassung gehört zu einer soliden und guten Hundeausbildung auch die Begegnung mit unseren Schwarzkitteln dazu.

Die Frage nach der Notwendigkeit stellt sich sicherlich nicht, wenn man seinen Jagdhund von vornherein für die Wildschweinjagd einsetzen möchte, was sicherlich die Besitzer von Terriern und anderen zur Saujagd tauglichen Hunde auch möchten. Warum aber sollte ich meinen Hund auf Sauen ansetzen, wenn er gar nicht dafür geeignet ist oder wenn man ihn überhaupt nicht für diese Jagdart einsetzen möchte?

Die Frage stellte ich mir auch, denn ich führe ja mit einem Deutsch-Drahthaar-Rüden einen Jagdhund, der nicht wirklich für die Saujagd gezüchtet wird. Als Vorsteher hat er dafür andere Qualitäten und ist, speziell auch wegen seines Stockmaßes, nicht der beste Hund, wenn es zu einer Begegnung mit den Schwarzkitteln kommt. Als der Vorsitzende meines örtlichen Jagdgebrauchshundevereins auf mich zukam und mir erzählte, dass eine Fahrt zum Saugatter des Landesjagdverbandes in den Hunsrück geplant sei, war ich also nicht der erste, der wild darauf war, mit meinem Hund dort hin zu fahren. Nach kurzem Nachdenken jedoch, entschied ich mich dafür und muss im Nachhinein sagen, dass das eine sehr gute Entscheidung war, die ich nur jedem Jagdhundeführer ans Herz legen kann.

Wildschweine im Wald

Der Tag begann wenig spektakulär und war erst einmal – Deutschland, wie soll es anders sein – mit einer Menge Papierkram und Bürokratismus. Dann folgten noch Belehrungen und Hinweise, bevor es dann endlich zur eigentlichen Ausbildung kam.

Da ich mit meinem Hund das erste Mal vor Ort war, geht es in diesem Fall erst einmal zur besseren Einordnung in einen eingezäunten Bereich, wo Hund und Schwarzwild voneinander getrennt sind, sich aber sehen können. Hier soll begutachtet werden, wie der Hund sich gegenüber dem Schwarzwild verhält, ob er Interesse zeigt und bspw. auch Laut gibt. Außerdem soll bereits das Interesse geweckt werden, indem man als Hundeführer dem Hund natürlich motivierend zur Seite stehen soll.

Die Schwarzkittel selbst schien das alles nicht wirklich zu interessieren. Sie liefen nicht weg, was sie durchaus gekonnt hätten, denn nicht die Sauen sondern der Hund war eingezäunt, nein, sie waren neugierig und mir kam es fast so vor, als würden sie sich die Hunde genau anschauen und selbst einschätzen, der könnte gefährlich für uns werden oder dieser da ist harmlos. Auf jeden Fall blieben Sie stehen und spielten mit.

Bond – so heißt mein Hund – wusste zunächst nicht so recht was mit den Sauen anzufangen war. Der zunächst spielerisch einstellende Trieb schlug aber schnell in lautgebendes Interesse um und mit meiner Hilfe jagte er den Zaun entlang und versuchte die Sauen zu beeindrucken. Das klappte zwar nicht wirklich aber Bond fühlte sich, wie der König der Wälder.

Das war dann auch der Grund, warum der Leiter und Ausbilder in Absprache mit mir die Entscheidung traf, Bond auf die „scharfe“ Rotte Sauen loszulassen. Das Saugatter beherbergt zwei Rotten, von denen eine etwas sanfter und verträglicher für die Jagdhunde ist und die andere etwas härter reagiert. Da Bond offenbar keinen Respekt vor Schwarzkitteln hatte, was es auch nach meinem Verständnis sinnvoll, ihn direkt ins kalte Wasser springen zu lassen.

Im zweiten Durchgang durfte ich ihn dann im Gatter selbst und an der Feldleine an die Rotte heranführen. Er war sehr interessiert, neugierig und zeigte bereits die richtige Passion. Der Leiter empfahl mir dann, meinen Hund zu schnallen und schon ging es los. Bond rannte auf die Rotte zu, die argwöhnisch den Störenfried beobachtete aber keine Anstalten machte, zu flüchten. Eine große Bache stellte sich ihm dann in den Weg und Bond fiel nichts besseres ein, als zu bellen. Nachdem er mutiger wurde, versuchte er mit Scheinangriffen die Sau aus der Reserve zu locken. Letztendlich gelang es ihm, zumindest die Rotte in Bewegung zu versetzen. Das Spiel ging ein wenig hin und her und irgendwann war er der Bach vermutlich zu viel und sie beschloss, meinem Hund eine Lektion zu erteilen. Ein kleiner Hieb mit dem Kopf und Bond wurde zur Seite geschubst.

Das passierte insgesamt dreimal und mir blieb jedes Mal das Herz stehen, denn ich möchte natürlich nicht, dass mein Hund verletzt wird. Der Gatterleiter beruhigte mich aber und so beobachtete ich, wie Bond plötzlich lernte, das Sauen keine Spielkameraden sind sondern wehrhaft sein kann und eben nicht immer flüchtet.

Er versuchte seine Taktik zu ändern und näherte sich dem Schwarzkittel im großen Bogen jedes Mal von hinten und sobald das Tier herumfuhr und ihn angreifen wollte, machte er zwei drei große Sprünge zurück oder zur Seite. Bond hatte gelernt, auszuweichen und sie Sau nicht an sich heranzulassen.

Das war der eigentliche Sinn dieser Übung. Das ganze Schauspiel dauerte nicht länger als 5 Minuten und als ich Bond abrief, war er sichtlich erschöpft, ich war klatschnass und die Bache wühlte und suchte zufrieden grunzend und an Ort und Stelle nach irgendwelchen Engerlingen.

Das alles war für meinen Hund und mich ein besonderes Erlebnis und wir werden es wiederholen, damit sich die Erkenntnis bei Bond festigt! Schwarzkittel sind wehrhaft, schnell, greifen möglicherweise an und sind viel stärker – also „uffpasse“!

Der beschrieben Ablauf soll verdeutlichen, dass es für einen jungen Jagdhund durchaus sinnvoll ist, mit Schwarzwild in Berührung zu kommen, obwohl er kein Sauenhund ist. Er lernt einfach, was für spätere Kontakte in freier Wildbahn überlebenswichtig sein kann. Mich hat das Konzept auf jeden Fall überzeugt.

Falls nun noch jemand meint, dass es ja problematisch für Hund und Sau sei, sollte sich das unvoreingenommen vor Ort anschauen. Weder der Hund hat Probleme oder wird verletzt noch die Sauen. Mann kann hier wirklich nicht von Stress sprechen, denn das Schwarzwild kann jederzeit in andere Bereiche des Areals ziehen und den Hunden aus dem Weg gehen. Das machen sie aber nicht; es scheint fast so, als wenn sie das ganze Spektakel auch als eine Art Abwechslung und Training betrachten. Für die Hunde ist es ein super Erlebnis und sehr lehrreich!

Alles in Allem – absolut empfehlenswert!

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